Brot und Salz

Zur Hochzeit meines Bruders und meiner Schwägerin habe ich mir etwas Besonderes überlegt. Ein Hochzeitslaib sollte es sein, Salz und ein Spruch dazu.

Früher war es wohl so, dass man dem Brautpaar immer Brot und Salz bei der Hochzeit gereicht hat. Das künftige Eheleben sollte damit gesegnet werden und die Gabe als Glücksbringer verstanden werden. Heute wird dies in einigen Kulturen immer noch so gehandhabt: Bei der Eheschließung verzehrt das Paar eine Scheibe Brot mit Salz bestreut.

Salz hat vielerlei Bedeutung, war es doch in früherer Zeit sehr wertvoll, da es eine der wenigen Möglichkeiten war um Lebensmittel haltbar zu machen und zu konservieren. Es sollte also vor Verfall und Verderb schützen. Außerdem wird schon in der Bibel von sogenannten „Salzbündnissen“ in Zusammenhang mit der Ehe gesprochen. Ein derartiges Bündnis sollte ewig halten und steht für eine unverbrüchliche Verbindung. Salz hat noch eine weitere Bedeutung. So soll es dafür sorgen, dass böse Geister und Dämonen aus dem Haus vertrieben werden. Bannkreise gegen böse Geister wurden seit altersher immer schon mit Salz gezogen. Mit der Überreichung von Salz soll also eine immerwährende und glückliche Ehe beschieden werden, in der es auch keine materielle Not geben soll.  

Auch das Brot steht in gewisser Art für diesen Wunsch. Brot als Lebensmittel war immer schon sehr wertvoll und ist es in vielen Teilen der Welt immer noch. Wo der Hunger herrscht, ist die Not sehr groß. Nicht umsonst hat es in vielen Religionen, bei Gebeten und Riten eine derart hohe Bedeutung. Brot als wichtiges Grundnahrungsmittel bewahrt vor dem Hungertod. Der Brauch Brot und Salz zu verschenken stammt aus einer Zeit in denen Hungersnöte und Kriege an der Tagesordnung standen, umso wichtiger war es also, dass in einem Haushalt weder Brot noch Salz ausgingen. Brot steht also auch für das Fernhalten von Not des künftigen Ehepaares.  

Brot steht auch für Gastfreundschaft, wenn man es mit anderen teilt. Da das Brautpaar mit der Eheschließung meistens in einen gemeinsamen Haushalt gezogen ist, war damit der Wunsch verbunden, das Paar möge ein gütiges, offenes und gastfreundliches Haus führen, in dem man immer willkommen ist. Daher rührt auch heute noch der Brauch, Brot und Salz vor allem beim Einzug zu verschenken. Dass der ursprüngliche Brauch allerdings von der Eheschließung stammt, gerät immer mehr in Vergessenheit.  

Alles in allem stehen diese beiden einfachen Lebensmittel doch für sehr viel und sollen den Wunsch des Schenkenden an das Brautpaar symbolisieren, dass die Ehe lang und glücklich sein soll, bar jeder Not und dass das gemeinsame Leben von Freundschaft und Wohlstand geprägt ist.  

Der nachfolgende Sinnspruch, der dem Brot beilag, soll diesem Wunsch Ausdruck verleihen:   

„Nicht mit Geschenken von Glanz und hohem Geldeswert komm ich euch heute zu Bedenken, das haben Andre schon beschert.
Was ich Euch darzubringen habe, gering im Preis, doch ein Symbol, ist unsre alte Vätergabe, ist Brot und Salz. Das Glück ist’s wohl, denn Brot und Salz muss sein im Leben, wo Brot und Salz stets ist im Haus da kann es keine Nöte geben, da geht die Freude ein und aus.
Das Brot ist aller Kräfte Samen, es ist der Erde höchstes Gut. Nehmt hier mit dieses Sinnbilds Namen das Leben selbst in eure Hut.
Das Salz hingegen soll euch zeigen, dass Freude erst dann wirksam ist, wenn man im bunten Lebensreigen die richt’ge Würze nicht vergisst.
So liegt in diesen zwei Symbolen, im Brot und Salz, das Lebensbild aus dem wir unsre Kräfte holen, aus dem die Harmonie stets quillt.
So nehmt denn Brot und Salz entgegen und haltet heilig dieses Pfand, dann blüht auf allen Euren Wegen ein sorgenloser Ehestand.“

Was also könnte ein Bäcker besseres zu einer Hochzeit verschenken, als Brot und Salz?

Zum Rezept:

Brotteig

Sauerteig:

370 g RM 1150

37 g ASG Roggensauer

295 g Wasser

Alles gut vermischen und bei 27°C ca. 12 h reifen lassen

Hauptteig:

665 g Sauerteig

685 g RM 1150

265 g WM 1050

26 g Salz

26 g Hefe

628 g Wasser

Gut verkneten (bei mir waren es 5 + 2 Minuten), 30 Minuten TR, TT 28°C, danach formen und zur Gare mit Schluss nach oben in einen Gärkorb geben (Achtung! Sollte 2,5 kg fassen). Gut 1 h bei 28°C reifen lassen bis zur 3/4 – vollen Gare. Anschließend mit Wasser abgestrichen und gestippt bei 280°C einschießen auf 210°C fallend ca. 80-90 Minuten backen. Brot auskühlen lassen und zwischenzeitlich den Dextrinlack und den toten Teig anfertigen.

Dextrinlack:

Für den Dextrinlack wird Kartoffel/Mais oder Weizenstärke knapp 2-3 h bei 200°C geröstet (immer wieder umschaufeln) bis er einen karamellbraune Farbe angenommen hat. Auskühlen lassen und sieben. 250 ml Wasser zum Kochen bringen und 38 g Dextrin einrühren und gut sprudelnd aufkochen lassen, danach abkühlen lassen.

Toter Teig:

450 g WM 550

50 g RM 1150

50 g Butter

10 g Salz

10 g Zucker

1 g Hefe 

215 g Wasser (ggf. etwas mehr)

Gut miteinander verkneten (5+6 Minuten bis zur Fensterprobe) und rasten lassen. Teige immer gut abdecken. Das gibt den hellen Modellierteig. Wer noch etwas dunklen Teig haben möchte, färbt diesen am besten mit Kakaopulver ein und gibt etwas Wasser hinzu. Es wird so viel Kakao untergeknetet bis die gewünschte Farbe erreicht wird. Wenn die Teige entspannt sind können unterschiedliche Verzierungen daraus gefertigt werden (immer schön abdecken, damit nichts verhautet). Natürlich können noch andere Farben hergestellt werden, z. B. Kurkuma für Gelb, Rote Beetepulver für Rot und Spinatpulver für Grün, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auch bemalen geht mit entsprechenden Farben. Wer Schrift anfertigen will, der kann Roggen/Weizenmehl mit etwas Wasser mischen bis es spritzfähig wird und dann auf entsprechende Dekorelemente oder das Brot schreiben.

 Die Dekorelemente werden mit etwas Wasser befeuchtet auf das kalte Brot geklebt und anschließend bei 160-170°C noch einmal 30 Minuten gebacken. Das heiße Brot sofort mit Dextrinlack abglänzen.